Erste Schritte in die Grammatik

Viele haben Angst vor der klingonischen Grammatik. Dabei ist Klingonisch doch so einfach zu lernen. Heute erkläre ich euch, wie schnell und einfach man einen simplen Satz bauen kann.

Bei der intendierten Realisierung der linguistischen Simplifizierung des regionalen Idioms resultiert die Evidenz der Opportunität extrem apparent, den elaborierten Usus nicht assimilierter Xenologien konsequent zu eliminieren. — Dieser seltsam klingende Satz besagt deutlich, dass man besser verstanden wird, wenn man weniger Fremdwörter benutzt.

Bitte nicht schon wieder Grammatik!

Gerade dies ist auch leider ein Punkt, der die Klingonischinteressierten abschreckt, sich mit der Sprache zu befassen. Schon das Wort "Grammatik" bereitet vielen ein Unbehagen in der Magengegend und erinnert nur an hässliche Tabellen aus der Schulzeit und das stundenlange Auswendiglernen von seltsamen Wortendungen. Wer dann schon beim Durchblättern des offiziellen Klingonischwörterbuchs gleich mit Begriffen wie Syntax, Qualifikation oder Suffix-Klasse konfrontiert wird, der blättert sicher sofort zum Ende des Buches und lernt nur die Beispiel-Sätze wie "Wo kann ich mir die Schuhe putzen lassen" nuqDaq waqwIj vIlamHa'choHmoH – ohne sich darum zu kümmern, was die einzelnen Silben bedeuten könnten. Wie das schief laufen kann, schrieb ich schon vorige Woche zum Thema Unterschätze nicht die Grammatik!

Keine Sorge, das klappt schon!

Das ist zwar ein guter Anfang und bestimmt besser als nichts, aber Klingonisch ist eine echte Sprache, und wie zu jeder Sprache gehört auch hier ein klein wenig Grammatik dazu. Es muss aber nicht immer so trocken sein, und außerdem ist Klingonisch ja einfacher als man immer denkt. Im Folgenden werden nun die grundlegenden Eigenschaften der klingonischen Sprache erläutert, und zwar ohne allzuviel komplizierte Fremdwörter zu verwenden. Der erfahrene Linguist sollte sich vielleicht lieber gleich das offizielle Wörterbuch aneignen, denn die nachfolgenden Erklärungen hören sich für den Experten sicherlich mehr als grausam an.

Satzbau

Der klingonische Satz ist genau umgekehrt dem Deutschen gegenüber, das heißt quasi, dass man einen Satz besser von Hinten nach Vorne aufbaut: Derjenige der etwas im Satz macht, kommt immer zum Schluss. Das was er macht kommt davor, und dann der oder dasjenige, mit dem er es macht direkt am Anfang des Satzes.

Ein Beispiel macht es deutlich: Der Klingone tötet den Targ = targh HoH tlhIngan. Wörtlich heißt dieser Satz eigentlich "Targ tötet Klingone", wobei man dies im Deutschen anhand der Artikel deutlicher machen kann "Den Targ tötet der Klingone". In diesem Beispiel wird aber auch gleich klar, dass es im Klingonischen keine Artikel (der, die, das), keine Fälle (dem, den, des, dessen usw.) und auch keine Zeitformen gibt. Das Verb wird also nie verändert. qet heißt laufen, aber auch er/sie läuft und er/sie lief. Hier noch ein paar nützliche Sätze zum Lernen und Merken. Es müsste jetzt klar sein, welches Wort was bedeutet:

Der Targ jagt die Katze.vIghro' tlha' targh.
Der Klingone lenkt das Schiff.Duj chIj tlhIngan.
Der Krieger isst das Gagh.qagh Sop SuvwI'.

Vorsilben als Pronomen

Diese werden im Fachjargon gerne auch mal als Präfixe bezeichnet, das Gegenpart dazu sind die Suffixe, also die Nachsilben. Aber darüber werden wir ein anderes Mal reden, denn das bedarf schon eines eigenen Kapitels.

In den vorigen Beispielen ist es dem aufmerksamen Schüler wohl bald aufgefallen, dass dies alles Sätze waren, in denen das Subjekt immer in der dritten Person stand, als immer in der Form "er…ihn" oder "sie… ihn". Das war bewusst so gewählt, um es für den Anfang einfach zu halten, denn das Folgende ist eine besondere Eigenart des Klingonischen: Der Bezug zwischen dem, der etwas macht (Subjekt) und dem, der von der Handlung betroffen ist (Objekt) wird durch eine eigene Vorsilbe dargestellt. Der Sonderfall ist der oben gezeigte, nämlich in der dritten Person gibt es keine. Deswegen bedeutet Sop gleichzeitig "essen" und "er/sie/es isst". Für alle anderen Personen gibt es eigene Vorsilben. Heute sollen erst mal diejenigen aufgelistet werden, die ohne Objekt funktionieren, also für Sätze wie "ich esse" – ohne zu sagen, was man isst:

Vorsilben ohne Objekt

Die Silbe für ich ist jI-. Diese wird ausgesprochen wie der Anfang des Wortes Jeep. Eine kleine Eselsbrücke für alle, die Französisch sprechen, ist dass es Ähnlichkeit mit dem französischen Wort für "ich" (je) hat.

Auch für die zweite Person gibt es eine einfache Eselsbrücke, denn die Silbe beginnt mit dem zweiten Buchstaben des Alphabets: du ist bI-.

Die dritte Person erhält wie oben bereits erwähnt überhaupt keine Silbe, was recht einfach und praktisch ist und uns gleich zur ersten Person Plural, also wir, führt: ma-. Die einzig sinnvolle Eselsbrücke hierzu ist vielleicht der Ausdruck den viele schon kennen: tlhIngan maH. Wir sind Klingonen.

Als nächstes kommt ein Silbe, die man recht selten benutzt. Das liegt möglicherweise daran, dass man selten mit mehreren Klingonisten gleichzeitig spricht. ihr alle ist Su- und wird ausgesprochen wie Schuh. Das reimt sich mit dem englischen you, aber man darf es nicht mit du verwechseln!

War doch nicht so schlimm, oder?

Für den ersten Schritt in die angeblich so schwierige klingonische Grammatik ist diese Erkenntnis wohl hoffentlich eine Erleichterung: Es gibt nur vier Vorsilben, die man zu Anfang lernen muss:

jI-bI-ma-Su- = ich-du-wir-ihr, sprich: dschi-bi-ma-schu. Mit nur diesen vier Silben und dem richtigen Satzbau ist es schon möglich, einfache Sätze zu bilden und mit Hilfe eines Wörterbuchs schon eine kleine wenn auch holprige Konversation zu führen. Hier nun noch ein paar einfache Beispiele zum auswendig lernen und vielleicht auch mal zu benutzen:

Ich habe Hunger: jIghung
Du bist mutig: bIyoH
Sie ist groß: tIn
Wir haben Durst: ma'oj
Ihr seid langweilig: SuDal
Sie kämpfen: Suv

Jetzt als Poster verfügbar!

Eine praktische Übersicht dieser Sätze und ein paar zusätzlichen Begriffen kannst du dir nun als Lernplakat mit Sätzen bestellen und direkt nach Haus liefern lassen.

Poster mit klingonischen Sätzen

Dieser Artikel erschien erstmals 2012 im Corona-Magazin, dem umfassendsten Phantastik-Magazin seit 1997, welches seit 2021 unter dem Namen Phantastika vertrieben, und 2022 eingestellt wurde.

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ÜBER DEN AUTOR

Lieven L. Litaer ist Klingonischexperte, Autor, Gründer des Deutschen Klingonisch-Instituts und weltweit bekannt als der Klingonischlehrer überhaupt. Mehr Informationen darüber gibt es auf seiner Seite www.lieven-litaer.de

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