aber bitte nicht so

Kannst du diesen Satz auf Klingonisch verstehen?

Klingonisch wird gerne für Werbung benutzt, es interessiert aber selten jemanden, ob es richtig ist. Für das Erscheinen von Star Trek: Discovery auf plutoTV erschien nun ein lustig gemeintes Rätsel, das unter Fans einige Fragen aufwirft.

Das. Ist. Kein. Klingonisch!

Normalerweise lasse ich mich nicht so schnell provozieren, und ich bin inzwischen gegenüber schlechter Anwendung der klingonischen Sprache recht abgehärtet. Zudem will ich auch nicht unbedingt schlechte Werbung unterstüzten, denn dadurch wird es ja auch noch zu guter Werbung, was ich eigentlich nicht beabsichtige.

Aber je häufiger ich diese Anzeige sehe, und je mehr Kommentare ich dazu lese, umso mehr triggert es mich, da auch mal etwas zu sagen, da mir irgendwann einfach die Hutschnur platzt! Daher auch vorweg: Ich bekomme kein Geld dafür, bestimmte Namen zu nennen.

Schlechte Werbung ist gute Werbung!

Wieder einmal nutzt eine Werbeagentur die Bekanntheit des Klingonischen, ohne darauf Wert zu legen, dass es wirklich eine funktionierende Sprache ist. Es mag ja sein, dass es witzig gemeint ist, und man es nicht ernst nehmen sollte, aber für alle Klingonisten weltweit – und auch mich als Klingonischlehrer – schmerzt es immer wieder, wenn hier mit etwas gelockt wird, das sich als Blödsinn herausstellt, und damit das hart erarbeitete Wissen aller Klingonisten ins Lächerliche zieht und wertlos erscheinen lässt.

Der Stein des Anstoßes

Am 18. Februar 2022 erschien in einer Facebook-Werbeanzeige dieses Bild mit der spannenden Frage „Kannst du diesen Satz auf Klingonisch verstehen?“ [Quelle] Mit einer beigefügten Buchstaben-Tabelle (die übrigens von meiner Seite entnommen wurde) sind alle wahren Star-Trek-Fans gleich motiviert, das Rätsel zu lösen. Die meisten erkennen gleich einen lustigen Satz, aber wer sich genau an die Tabelle hält, wundert sich bald, was denn ein pngerD oder ein nglur sein soll. Der Blick in ein Wörterbuch nutzt nichts, sogar die verpönten Online-Übersetzer helfen hier nicht weiter.

Die Auflösung

Die Erklärung ist so einfach und offensichtlich, auch wenn man es als Laie nicht gleich erkennt.

So ist dieser hier dargestellte angeblich klingonische Satz nichts mehr als ein deutscher Satz, der mit klingonischen Buchstaben dargestellt wurde. Da es manche Buchstaben im Klingonischen – vor allem das F – aber gar nicht gibt, ist es sogar mit Hilfe der mitgelieferten Tabelle nicht ganz lösbar, liest sich dort nun Da SteHt eIn pngerD aung Dem nglur'. Dies zu verstehen zu versuchen wird in einer Sackgasse enden, denn es ist kein Klingonisch, daher wird hier kein Wörterbuch weiterhelfen. Mit dem Wissen, dass es Deutsch ist, und zudem der Buchstabe ng auf der Taste "F" liegt, erkennt man den Satz „Da steht ein Pferd auf dem Flur“.

Technische Details

Nur ein geübtes Auge wird diese Kleinigkeiten erkennen: Der dargestellte Text wurde mit jener Font erstellt, die meines Erachtens die schlechteste ist, um Klingonisch darzustellen. Es die „Klingon font“ aus dem Dafont-Portal, die in letzte Zeit sehr oft genutzt wird, da sie am einfachsten zugänglich ist. Diese Font ist aber leider eine grafisch schlecht kopierte Font, die von einer Font kopiert wurde, die selbst schon eine illegale Kopie der Original-Font des KLI war. Aber gut, das kann ja keiner wissen.

Um zum Schluss doch noch etwas Positives zu sagen: Ich bin sehr froh darüber, dass die Grafiker zum Erstellen dieses Rätsels meine Zeichentabelle aus unserem Klingonisch-Wiki entnommen haben, wie sie hier gezeigt wird. Die Original-Datei liegt auf http://klingon.wiki/De/PIqaD

Schön, aber bitte nicht so.

Passend zur Jahreszeit sagt man dazu bestimmt „Alleh, Hopp!“, aber Klingonisten sagen hier nur kopfschüttelnd „Alleh, bitte nicht so.“

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ÜBER DEN AUTOR

Lieven L. Litaer ist Klingonischexperte, Autor, Gründer des Deutschen Klingonisch-Instituts und weltweit bekannt als der Klingonischlehrer überhaupt. Mehr Informationen darüber gibt es auf seiner Seite www.lieven-litaer.de

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