Schlechte Bücher Teil 2

In neuester Zeit erscheinen immer mehr Bücher über Klingonisch. Leider sind dabei aber immer häufiger unbrauchbare Fake-Übersetzungen enthalten, die absolut wertlos sind.
Cover von zwei Büchern, die nicht zum Lernen geeignet sind, in der Ecke steht ein großer Stempel mit dem Wort fake

In den ersten Jahren meiner Tätigkeit als Klingonischdozent bestand die erste Lektion immer aus der Vorstellung der Bücher über die Sprache. Das war meist recht schnell erledigt, da es nur drei offizielle Bücher von Marc Okrand gibt, plus ein paar erwähnenswerte Zusätze wie den klingonischen »Hamlet« und auch dem weniger bekannten »Gilgamesch-Epos« auf Klingonisch.

Leider muss ich inzwischen viel mehr auf schlechte Übersetzungen und Fake-Bücher verweisen.

Nicht kaufen!

Durch die Entwicklung der Online-Übersetzer (davor warnte ich schon im Artikel »Vertraue keiner Übersetzer-App«) und auch dem aufkommen von ChatGPT und Konsorten gibt es in letzter immer mehr schlechte Bücher über Klingonisch, vor denen ich hier deutlich warne.

Es ist nicht nur, dass diese Bücher schlecht und teilweise falsch sind, sondern sie schmälern die Reputation und auch den Verdienst jener, die richtige und gute Bücher herstellen – zuletzt vor allem auch Klingonischerfinder Marc Okrand.

Dies ist Teil 2 der Warnung vor schlechten Büchern. Im ersten Teil beschrieb ich eine illegale Raubkopie des offiziellen Wörterbuchs und ein anderes Wörterbuch, das nicht wirklich brauchbar ist.

Learn Klingon: English to Klingon Words and 1,001 Phrases for Beginners

Anfang Juni 2025 erschien ein Buch mit dem vielversprechenden Titel, der über 1000 Sätze für Anfänger anpreist. An sich wäre diese Idee nicht schlecht, denn schon der Reise Know-How-Verlag hat 2019 mit seinem „Kauderwelsch Klingonisch” etwas Ähnliches angeboten.

Aber wer ist Bailey Barney?

Die ersten Zweifel treten schnell auf, wenn ein Buch von einer komplett unbekannten Person erscheint. Zugegeben, nicht jeder Trekkie muss alle Klingonisten kennen, und neue Autoren sind nicht immer sofort bekannt. Aber komplett anonym wirkt immer etwas seltsam.

Meine Faustregel zur ersten Prüfung lautet: Wenn Google die Person nicht kennt, würde ich erstmal zweifeln. (Natürlich gilt das nicht immer, ist aber ein guter erster Schritt) Das große Problem in diesem Fall: Google kennt den Namen sehr wohl! Die weitere Recherche zeigt, dass dieser Autor äußerst vielseitig ist: Bailey Barney ist laut Beschreibung verschiedener Bücher gleichzeitig ein „Sprachenthusiast”, „Pädagoge”, „erfahrener Kryptowährungs-Investor”, „Finanzautor” und „Autor mit Fokus auf künstliche Intelligenz”. Leicht sarkastisch fasse ich zusammen: Barney ist ein Multitalent — was mir den Eindruck vermittelt, dass dies ein Pseudonym sein könnte. Dafür habe ich natürlich keine Beweise, deswegen muss ich deutlich betonen, dass dies meine persönliche Meinung ist, den ich möchte niemanden falsch beschuldigen. Es könnte ja auch sein, dass hier eine Gruppe von Autoren unter einem Namen arbeiten.

Zu seinen Klingonischkenntnissen wird nichts gesagt, außer, dass er „hingebungsvoll daran arbeitet, das Sprachenlernen zugänglich zu machen”. Eine Beschreibung, die sicherlich für jede Sprache einsetzbar ist.

Wertloser Inhalt

Schon der erste Einblick in das Buch bestätigt die erste Befürchtung, dass es unbrauchbar ist: Das Buch enthält keinerlei Hintergrundinfos zur Sprache und keine Grammatik, nicht mal eine Einleitung, sondern einfach nur eine Liste von Sätzen. Es wird schnell deutlich, dass dies Standardsätze sind, die der Autor für viele Sprachen verwendet. Die offensichtlich automatisch generierten Übersetzungen sind größtenteils falsch, sowohl aus grammatischer Sicht, als auch was die Vokabeln betrifft. Ohne ins Detail zu gehen, kann man nur sagen: Wer das Buch verwendet, wird falsche Sachen lernen. Also: Finger weg!

Auszug aus dem Buch: Man sieht eine Tabelle Klingonisch-Englisch und Aussprachhinweise
Falsche Übersetzungen können auch lustig sein:
Ein Vegetarier sagt: "Ich esse nur Schokolade."

NACHTRAG 7. September 2025:

Nachdem einige meiner Klingonisten-Kollegen und auch ich bei Amazon eine negative Bewertung abgegeben haben (sichtbar auf dieser Produktseite) wird das Buch bei Amazon als "nicht verfügbar" angezeigt. In anderen Onlineshops ist das Buch gar nicht mehr auffindbar. — Ich möchte jetzt nicht zu viel hinein interpretieren, aber mir scheint, der Autor hat seinen Fehler eingesehen und das Buch zurückgezogen. Inwieweit er einsichtig geworden ist, dazu müssen wir abwarten, ob eine Neuauflage erscheint.

Apprendre le Klingon en 15 Leçons

Nur wenige Zeit danach passierte dasselbe auf Französisch: Im Juni 2025 erschien ein weiteres Werk von jemandem, der das Vertrauen der Nutzer missbraucht und mittels KI massenweise halbnützliche wertlose Ware produziert. Auch hier ist das selbe Schema erkennbar: Es wird kein Autor genannt und der Verlagsname „Éditions Babelis“, der einen seriösen Eindruck vermitteln soll, wird sonst nirgens erwähnt, hat keine Webseite und ist vermutlich auch sonst nicht registriert.

Cover von Apprendre le Klingon en 15 lecons

Dieser „Verlag“ bietet rund zwanzig Bücher an mit dem gleich lautenden Titel „[Sprache] lernen in 15 Lektionen“. Im deutschen Amazon wird kein Autor namentlich genannt, im türkischen Amazon seltsamerweise schon: „Fransızca Baskı“ ist aber sicher nur ein Pseudonym. Bei weiterer Suche findet man unter diesem Namen genau wie dem oben genannten Bailey Barney haufenweise Bücher zu absolut nicht zusammenhängenden Themen.

Bing und ChatGPT

Über den Bing-Übersetzer habe ich jahrelang oft genug geklagt (siehe Seite vertraue keiner Übersetz-App), und gepredigt, davon fernzubleiben. Nun gibt es aber ChatGPT – und der ist gefährlich besser! KI-generierte Texte sind inzwischen kaum noch als solche erkennbar (außer man erhält eine E-Mail „Ich hoffe, diese Nachricht erreicht Sie wohlbehalten“) und auch Erklärungen über Klingonisch sind grundsätzlich richtig.

In diesem Buch war es für mich echt schwer, eine KI zu erkennen und ich wollte zuerst gar nicht ausschließen, dass es ein echter Mensch geschrieben hat. Im ersten Kapitel scheinen alle Angaben korrekt zu sein, bis auf wenige Situationen, über die man noch diskutieren könnte. Je komplizierter aber die Grammatik und die Anwendung der Sprache wird, umso mehr fallen die Fehler auf. Man kommt an den Punkt, zu erkennen, dass die Fehler nicht von einem Menschen stammen können, denn Anfänger hätten Fehler anders gemacht. Das erkennt man aber leider nur als Profi.

Erst das letzte Kapitel ist meines Erachtens der Beweis für die Verwendung einer KI, denn dieses enthält einige nützliche Sätze, die jedoch komplett falsch sind. Ziemlich jeder einzelne Satz enthält entweder eine falsche Grammatik oder falsche Wörter. Stellenweise sind die Wörter sogar komplett frei erfunden und erinnern an die KI-generierten Hände mit sieben Fingern. Als zum Schluss auch noch bekannte Wörter gar nicht übersetzt werden, scheint mir der Betrug eindeutig bewiesen.

Auszug aus dem Buch apprendre le klingon mit vielen unvollständigen Übersetzungen
Die unvollständige Übersetzung zeigt, dass hier kein Profi - und vermutlich kein Mensch - am Werk war.

Lasst es sein!

Kurz gesagt: Auch dieses Buch soll man nicht und darf man nicht kaufen, denn man würde nur falsches Klingonisch daraus lernen. Davon abgesehen ist auch die Aufmachung total uninteressant: Das Buch enthält nur Text – keine Tabellen, keine Listen, keine Grafiken, keine Bilder.

Zusammenfassung

Ich finde es sehr gut, wenn Klingonisten so mutig sind, ihre Übersetzungen zu veröffentlichen, z.B. durch das KLI oder beim Egpyt Verlag. Aber leider gibt es in letzter Zeit immer häufiger Betrüger, die auf den Zug aufspringen und mit wertlosem Schrott Geld verdienen wollen. Dabei stört mich nicht der Betrug an sich, sondern die Sache, dass dadurch die wenigen Leute, die Klingonisch lernen wollen, auf die falsche Spur gelockt werden und letztendlich unwissentlich falsches Klingonisch lernen!

Die auf der hiesigen Seite oben beschriebenen Bücher sind definitiv nicht zum Klingonischlernen geeignet. Ich würde sie nicht einmal als Dekoration oder Sammlerstück empfehlen, denn dadurch unterstützt man nur diese Betrüger, die ohne Skrupel wertlose Inhalte verkaufen.

Eine Auflistung brauchbarer Lektüre befindet sich auf unserer Seite unter dem Stichwort Literaturempfehlungen, und auch im Klingonisch-Wiki gibt es viele Informationen und Bewertungen aller bekannten Bücher.

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ÜBER DEN AUTOR

Lieven L. Litaer ist Klingonischexperte, Autor, Gründer des Deutschen Klingonisch-Instituts und weltweit bekannt als der Klingonischlehrer überhaupt. Mehr Informationen darüber gibt es auf seiner Seite www.lieven-litaer.de

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