Warnung vor Trittbrettfahrern

Es gibt gutes Klingonisch, es gibt schlechtes Klingonisch – und es gibt Schrott! Leider gibt es immer wieder Leute, die versuchen, mit Klingonisch aufmerksamkeit zu erhalten. Da ist Vorsicht geboten.
Foto eines PC-Bildschiorms, der eine automatische Übersetzung von Deutsch zu Klingonisch zeigt.

Als Klingonischlehrer investiere ich viel Zeit und Energie darin, die klingonische Sprache zu verbreiten  und zu unterrichten. Neben meiner Tätigkeit als Übersetzer und Lehrer auf den sozialen Medien schreibe ich gelegentlich auch mal ein Buch. Parallel dazu schaue ich mich aber gerne auch mal um und prüfe die Werke anderer Übersetzer, um deren Werke weiter zu empfehlen – oder auch nicht.

Klingonische Übersetzer?

Ja, es ist kaum zu glauben, aber es gibt noch andere, die Bücher über Klingonisch schreiben oder solche übersetzen. Ich habe nie behauptet, dass ich der einzige Klingonischlehrer und ‑Autor bin. Insbesondere die Mitglieder des Klingon Language Institute veröffentlichen über deren Eigenverlag ab und zu mal eine Übersetzung. Diese sind sicher empfehlenswert, da dort Profis am Werk sind, die von einer guten Gruppe von Klingonisten unterstützt werden. Auch gibt es in letzter Zeit auch in Deutschland Autoren, die sich an Klingonisch heran wagen und dabei halbwegs brauchbare Bücher erstellen.

Klingonische Trittbrettfahrer!

Doch dann gibt es jene, die ich als „Trittbrettfahrer“ bezeichne. Diese versuchen durch die Verwendung von Klingonisch die Aufmerksamkeit an sich zu ziehen. Hiebei rede ich nicht von der Verwendung von richtigem Klingonisch (das wäre ja sogar lobenswert), sondern jene jagen einfach nur ihren Text durch eine Übersetzer-App und vertrauen blind darauf, dass das Ergebnis gut ist.

Ich weiß schon, dass nicht jedem bewusst ist, dass die online-Übersetzer kein gutes Klingonisch können. Aber ganz ehrlich, das würde doch niemals jemand mit einer anderen Sprache versuchen. Oder? Ein Autor schreibt monatelang an ein seinem Roman, kopiert dann den Text in den Google-Übersetzer und Zack – ist die englische Ausgabe fertig für den Druck. Echt jetzt? Das kann doch nicht deren ernst sein! Ich bin sicher, das würde niemals jemand machen. Warum machen sie es dann mit Klingonisch, eine Sprache von der man doch noch viel eher vermuten könnte, dass sie so komplex ist, dass nichts Gescheites dabei herauskommen kann? Da platzt mir doch die Hutschnur!

Was daran so schlimm ist

An dieser Stelle rege ich mich nicht darüber auf, weil ich selbst Autor bin und Übersetzungen anfertige. Mich regt diese aus jenem Grund auf, weil so die Arbeit von jeder Übersetzerin und jedem Übersetzer geschmälert und abgewertet wird. Das geschieht so nach dem Motto, dass klingonische Übersetzungen nichts Besonderes sind, das kann ja inzwischen jedes Kind, das ein Handy bedienen kann.

Es gibt aber einen weiteren Punkt, der mir als Klingonischlehrer sehr am Herzen liegt: Es ist eine Irreführung, bis hin zu Betrug, gegenüber jenen, die Klingonisch lernen wollen.

Wen interessiert’s?

Ja, es gibt tatsächlich Menschen, die Klingonisch als Sprache lernen wollen, nicht nur ein lustiges Buch mit wirren Buchstaben in der Hand halten. Diese Leute gehen auf die Suche nach klingonischer Literatur, um Klingonisch zu üben und zu lernen. Und was finden sie dann? Komplett unbrauchbares wirres Zeug, das aus Online-Übersetzern  zusammengeknaubt wurde.

Klingonische Gargoyles

Anlass dieses Artikels war meine Entdeckung eines Werks der deutschen Fantasy-Autorin Margarethe Alb aus Thüringen. An dieser Stelle werde ich mir auch kein Blatt vor den Mund nehmen, denn ein solches Vorgehen kann man nur als Betrugsmasche bezeichenn, es tut mir Leid das so sagen zu müssen. Leider ist es zudem so, dass die Masche sogar wirkt, denn sonst würde ich nicht über diese Autorin sprechen. Ich hatte ihren Namen vorher noch nie gehört und ihr vielleicht auch nicht.

Cover des Buchs mit einem Gargoyle und dem klingonischen Titel jIyaj Daq je Garqoy

„jIyaj Daq je Garqoy“

Nehmen wir das benannte Werk mal zur Hand. Schon der Titel ergibt überhaupt keinen Sinn: jIyaj Daq je Garqoy. Abgesehen davon, dass es das letzte Wort Garqoy auf Klingonisch nicht gibt (vermutlich „Gargoyle“ heißen soll), zeigt der Satz schon typische Anzeichen für eine Übersetzungsmatrix, wo das Wort Daq, welches eigentlich als Suffix funktioniert, allein stehend mitten im Satz steht. Eine kleine Recherche ergibt gleich die Wahrheit: Es soll „Gargoyles in Love“ bedeuten. Das einzig richtige in der Übersetzung ist das Wort „in“.

Auszug aus dem Buch jIyaj Daq je Garqoy mit einem unterstrichenen Wort
Erst das Auftauchen deutscher Wörter im Text verrät die automatisierte Übersetzung.

Ironischerweise sagt der Untertitel des Buchs sehr viel Wahrheit über die Übersetzung aus: veQ 'oH vI'Suvpu' qan heißt wörtlich Übersetzt „Der alte Krieger ist Müll. Mit diesen passenden weisen Worten schließe ich meine Rage-Artikel enttäuscht und zugleich mit einem fiesen Grinsen ab, anstatt mich noch mehr hinein zu steigern.

Abschließend möchte ich jedoch der Fairness halber ergänzen, dass ich mich hier auf die (pseudo-)klingonische Fassung beziehe. Über den Inhalt der Geschichte oder gar dessen Qualität kann ich leider nichts sagen, denn wie oben erklärt, besteht diese „Übersetzung“ lediglich aus einem Haufen zusammengewürfelter Wörter, deren beabsichtigte Bedeutung in keinster Form nachvollziehbar ist. Vielleicht ist die eigentliche Geschichte sogar gut und lesenswert, das sollte jeder für sich selbst entscheiden.

Abschließende Warnung

Es ist eigentlich schade, dass man es so formulieren muss, aber durch solche Übersetzungen ist es leider notwendig geworden:

Seid vorsichtig beim Kauf von klingonischen Übersetzungen!

Es bezieht sich nicht nur auf derartige Romane, sondern auch auf T-Shirts, Kaffeetassen und ähnliche Produkte, die klingonische Sätze enthalten. Wahrlich, bei einem T-Shirt kann man nicht viel falsch machen wenn es nur auf das Design ankommt und es gut aussieht. Aber wer Klingonisch lernen möchte, sollte sich vor dem Kauf einer solchen Sache erstmal informieren, ob schon jemand darüber gehört hat. Gute Quellen zur Recherche sind unser Klingonisch-Wiki oder ihr scheibt uns direkt eine Anfrage über eine unserer Kontakt-Möglichkeiten. Wir stehen dafür gerne und immer zur Verfügung, denn das ist der Auftrag und Zweck des Deutschen Klingonisch-Instituts.

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ÜBER DEN AUTOR

Lieven L. Litaer ist Klingonischexperte, Autor, Gründer des Deutschen Klingonisch-Instituts und weltweit bekannt als der Klingonischlehrer überhaupt. Mehr Informationen darüber gibt es auf seiner Seite www.lieven-litaer.de

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