Menschenrechte auf Klingonisch

Vor 75 Jahren entwarf die UNO die Erklärung der Menschenrechte. In diesem Jahr des 40. Geburtstags der klingonischen Sprache wurde der Text auf Klingonisch der UNO vorgeschlagen.

Es gibt so manche Bücher, die in fast jeder Sprache übersetzt wurden. So ist die Bibel zweifelsfrei der Spitzenreiter, und Werke wie der Kleine Prinz und Alice im Wunderland wurden auch schon in gut über 300 Sprachen übersetzt. Die letzteren beiden sogar ins Klingonische! Aber nicht nur Bücher sind übersetzenswert, es gibt auch andere Werke.

75 Jahre Menschenrechte!

Im Jahr 2023 feierten die Vereinten Nationen (bekannt als die UNO) das 75-jährige Bestehen der „Allgemeinen Erklärung der Menschrechte“. Gleichzeitig feiern wir in diesem Jahr 40 Jahre Klingonisch. Aufgrund dieser Kombination entschied sich eine Gruppe von Mitgliedern des Klingon Langue Institute, die Erklärung der Menschenrechte ins Klingonische zu übertragen. Im Archiv der UNO liegt dieser Text bereits in über 550 Sprachen vor, von Zeichensprache über diverse regionale Dialekte bis hin zu Zulu. Da durfte Klingonisch auch nicht fehlen!

Der Vorschlag des KLI wurde prompt aufgegriffen und gleich akzeptiert. Die UNO möchte alle Völker dieser Welt vereinen, egal welche Sprache sie sprechen.

Entstehung

An diesem Übersetzungsprojekt waren einige der renommiertesten Klingonisten des KLI beteiligt. Das Projekt wurde geleitet und größtenteils übersetzt durch den Rechtsanwalt Michael H. Lubetsky aus Kanada, der unterstützt wurde durch Iikka Hauhio (Finnland), Andrew Miller (U.S.A.), und Rachel Andeen (U.S.A.). Auch beteiligt war Robyn Stewart aus Kanada, die sich denNamen dadurch gemacht hat, dass sie alle klingonischen Dialoge in Star Trek: Discovery übersetzt hat und die Schauspieler unterrichtete.

Zuletzt war auch der Klingonisch-Entwickler Marc Okrand an dem Projekt beteiligt, obwohl er dadurch keine neuen Erkenntnisse über Klingonisch hervorbrachte. Der Projektleiter Lubetsky hat zudem gleich klargestellt, dass dieser Text nicht als Canon gilt, da er eindeutig nicht von Okrand verfasst wurde.

Der Vorschlag

Nach fertigstellung des Textes reichten das KLI seinen Text ein. Die Datei bestand aus zwei Spalten: eine Seite in lateinischen Buchstaben (so , wie man der Einfachheit immer Klingonisch schreibt), die andere enthielt den Text in klingonischen Buchstaben, pIqaD genannt.

Die ersten Zeilen des Schreibens an die UNO

Schon Anfang Februar 2024 erhielt das KLI eine positive Rückmeldung; Der Text wurde akzeptiert. Das Schreiben, das auf der Seite des KLI einsehbar ist, war keinesfalls eine Standardantwort, denn sie teilten gleich mit, dies sei „sicherlich eine der originellsten Versionen der Menschenrechtserklärung“, die sie je erhalten hätten.

Auszug

Kapitel 1 der Menschrechte:
„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen.“

'ay' wa'
boghDI' Hoch Humanpu', tlhab, rap DIbmeychaj 'ej rap nurchaj. meqlaHghach, ghob chovlaHghach je luHev. vangtaHvIS, pal'arpu' rur net tlheb.

Text des Artikels 1 der Menschenrechte an der Außenwand des österreichischen Parlamentsgebäudes in Wien. Quelle: Wikipedia/Mabit1

Etwas Grammatik

Eine kleine Analyse des Titels zeigt, dass man hierüber gut nachgedacht hat. nuv DIbmey Dat vep'a' ist wörtlich „Überall-Ankündigung der Personen-Rechte“ (Sorry, Rückübersetzungen aus dem Klingonischen sind immer etwas gestakst.)

Es gibt zwei Wörter mit der Bedeutung „Person“. Hier hat man das Wort nuv über ghot gewählt, da sich nuv auf die allgemeine Bedeutung bezieht, anstatt auf eine bestimmte einzelne Person. Die Nachsilbe -'a' sorgt dafür, dass es nicht nur eine allgemeine, einfache Ankündigung wie der tägliche Wetterbericht ist, sondern eine große, wichtige, bedeutsame. Es ist DIE Ankündigung.

Die Qualität

In letzter Zeit tauchen immer wieder klingonische Übersetzungen in Schlagzeilen auf, die sich schnell als wertlosen Blödsinn herausstellen. Grund dafür ist, dass es immer noch keine tauglichen Online-Übersetzer für Klingonisch gibt, vor denen ich regelmäßig eine deutliche Warnung aussprechen muss: Vertraue keine Übersetzer-App!

In diesem Fall ist eine Prüfung des Textes kaum erforderlich, da man davaon ausgehen kann (oder sollte), dass alles, was vom KLI kommt, eine gute Qualität bietet. Ich kenne die meisten der Übersetzer persönlich, einige waren auch schon am Klingonischkurs in Saarbrücken, und letztendlich sollte die Mitarbeit von Marc Okrand zur Bestätigung ausreichen.

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ÜBER DEN AUTOR

Lieven L. Litaer ist Klingonischexperte, Autor, Gründer des Deutschen Klingonisch-Instituts und weltweit bekannt als der Klingonischlehrer überhaupt. Mehr Informationen darüber gibt es auf seiner Seite www.lieven-litaer.de

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