Sätze, die jeder kennen muss!

Klingonisch auf der Con

Auf einer guten Sci-Fi-Convention trifft man zweifelsfrei auch mal auf einen Klingonen. Dies sind die wichtigsten Grundlagen, damit man wenigstens so tun kann, als könne man Klingonisch.
Klingonischlehrer Lieven Litaer vor einer Menschenmasse auf der FedCon

Conventions sind seit der Pandemie leider zu einer Mangelware geworden. Lassen wir die Situation nutzen, um in Erinnerungen zu schwelgen, und gleichzeitig, um Klingonisch zu üben. So sind wir für die nächste Con vorbereitet, wenn wir auf Klingonen stoßen.

Bearbeitungshinweis: Dieser Artikel bezieht sich auf eine Erlebnis auf Conventions. Für das Lehrbuch, das 2024 erschienen ist, siehe „Buchankündigung: Klingonisch auf Conventions“!

Prominente Klingonen

So hatte ich schon mehrfach die Ehre, auf die wahrscheinlich berühmtesten Klingonen-Darsteller der Star-Trek-Geschichte zu treffen: John G. Hertzler und Robert O'Reilly alias Martok und Gowron. Letzterer ist nicht nur durch seine Serien-Rolle bekannt, sondern hat durch seine Sprachübungen auf der 1996 erschienenen CD Star Trek: Klingon mehr zur Entwicklung der klingonischen Sprache beigetragen als ihm offenbar bewusst ist. Ironischer­weise ist John G. Hertzler derjenige, der im Gegensatz zu O'Reilly sogar ein paar klingonische Sätze sprechen kann.
Gowron, Lieven, und Martok
Gowron, Lieven, und Martok auf der FedCon
Auf dieser Con waren auch sehr viele andere Klingonen als Besucher anwesend, unter denen auch viele der Schüler des Saarbrücker Klingonisch-Symposiums, die in der klingonischen Bar bis spät in die Nacht auf Klingonisch feierten. Dennoch gab es noch viele Klingonen auf der Con, die man nicht kennt. Und dort fiel mir ein kleines Detail auf, was fehlte: Die Maske sitzt perfekt, das Kostüm sieht aus wie im Film, der Bart ebenso und manchmal ist sogar der Körperbau richtig Klingonisch – aber keiner von ihnen sprach auch nur ein Wort Klingonisch. Deswegen möchte ich hier mal ein paar grundlegende Sätze erklären, quasi die Grund­aus­stattung für den Con-Besuch, damit man wenig­stens so tun kann, als könne man Klingonisch.

Sag mal Hallo auf Klingonisch!

Dies ist ein Satz, den man häufig hört, sobald man erwähnt, dass man Klingonisch spricht. Leider kann man mit dieser scheinbar einfachen Frage schon nicht mit einer spontanen Antwort prahlen, denn die Klingonen grüßen sich einfach nicht, sondern kommen direkt zum Punkt. Damit man aber seinen Gegenüber nicht mit langweiligen und uninteressanten gesellschaftlichen Konventionen, die ihn sowieso nicht interessieren, belämmern muss, kann man diesen Punkt einfach überspringen und das folgende Wort sagen: nuqneH. Ausgesprochen wird es wie NUK und NÄCH, wobei das Klingonische H sehr kratzend klingt. Wörtlich übersetzt heißt es eigentlich "Was willst du?", zusammengesetzt aus nuq was und neH wollen. Und genauso kann man das dann auch erklären: der Klingone fragt nuqneH, Was willst du? und der Angesprochene sollte dann erklären, was er will. Auf keinem Fall ist dies aber als Begrüßung zu verwenden! Wer freudestrahlend über die Con läuft und jeden mit nuqneH begrüßt, wird spätestens bei den "echten" Klingonen etwas schräg angeschaut werden.

Wir sind Klingonen.

Wer dennoch darauf steht, alles und jeden anzubrüllen – denn man soll ja wissen, dass Klingonen im Anmarsch sind – der sollte sich den folgenden Satz gut einprägen: tlhIngan maH! Wir sind Klingonen! Grammatikalisch recht einfach heißt das Wort maH wir und auch wir sind. Im Klingonischen gibt es kein Wort für sein, deshalb sagt man wörtlich "Klingone wir". Hier fällt vielleicht manchem Leser auf, dass auch die Plural-Silbe fehlt, es müsste ja eigentlich tlhInganpu' maH heißen. Hier ist jedoch durch das Wort maH klar, dass hier ein Plural steht, also kann man die Nachsilbe hier wegfallen lassen. Ja, so einfach ist Klingonisch!

einfache Aussprache

Auch in der Aussprache ist dieser Satz einfach zu merken: tlhIngan hört sich fast an wie Klingon auf Englisch, also mit einem A wo das O steht. Wichtig ist hier nur, dass das n+g nicht getrennt gesprochen wird wie in Tango, sondern wie das ng in Klinge. Im Wort maH wird das H so wie bei nuqneH sehr rau gesprochen. Dieser Ausdruck tlhIngan maH ist nicht nur wörtlich gemeint, sondern ist auch ein Ausdruck des Stolzes, und soll das Zusammen­gehörig­keits­gefühl der Klingonen betonen. Man kann es als Jubel nach einem Sieg oder einfach nur so schreien, damit es jeder weiß: wir sind wieder da!
Klingonen-Freunde auf der Sci-Fi-Convention

Prost!

Dass Klingonen gerne trinken, sollte wohl auch bekannt sein. Ein leider sehr weit verbreiteter Irrtum ist jedoch, dass Klingonen nur harte Getränke zu sich nehmen. Wer also glaubt, er müsse gleich alles in sich hineinschütten, was andere zur Reinigung von Dilithium-Kristallen benutzen, der wird sich sehr schnell überhaupt nicht mehr Klingonisch verhalten. Klingonen feiern jedoch gerne, viel und lange. Wenn man nun anstoßen möchte, ist ein Trinkspruch notwendig. Klingonen sind hierbei sehr traditions­bewusst, des­wegen muss man sehr stark darauf achten, den Spruch Wort für Wort darzubieten. Ein kleinster Fehler kann hier tödlich sein.

Ein einfacher Trinkspruch

Ein recht einfacher Spruch, der wegen seiner Kürze bei den Terranern sehr beliebt ist, lautet 'IwlIj jachjaj. Er bedeutet wörtlich "Möge dein Blut schreien". Dies muss man aber nicht nicht wörtlich verstehen oder einen Sinn darin suchen. Es ist einfach eine Redewendung. Der erfahrene Klin­go­nisch-­Schüler müsste schnell feststellen, dass die Satzstellung hierbei nicht richtig ist, denn das Verb kommt normalerweise vor das Subjekt. Bei Trinksprüchen ist es aber so, dass das Verb mit der Silbe -jaj immer an den Schluss kommt. Somit wäre der Satz fast komplett analysiert: 'Iw-lIj = Blut-dein und jach-jaj = schreien-mögen. Die Aussprache hier bedarf schon einer guten Vorbereitung. Falsch ist hier sowas wie [JULI-TCHA-TCHA], doch leider hört man dies sehr oft. Das Problem liegt hier vor allem im ersten Wort 'Iw Blut. Hierbei wird ein [i] und dann ein [u] gesprochen, so wie ein kleines Kind einen Esel nachmacht und sagt "i-a", außer dass hier ein U folgt: [i-u]. Wer englisch spricht, kann hier auch ein [i] sprechen gefolgt von [you]: [IE-JU]: so klingt 'Iw. Die nächste Schwierigkeit liegt bei den Buchstaben j und ch, wobei im Klingonischen ch als ein Buchstabe gilt. Im Grunde ist es einfach, weil jeder diese Laute kennt, aber eben nicht in dieser Zusammen­stellung. j klingt wie in Dschungel, John oder DJ. ch klingt wie das C in Ciao oder eben das Deutsche Pendant dazu:Tschüß. Im ganzen Satz geschrieben liest sich 'IwlIj jachjaj also wie [IE-YOU LIDSCH DSCHATSCH-DSCHAADSCH]. Ganz ehrlich, es sieht schwieriger aus als es ist. Ein etwas längerer Trinkspruch wäre zum Beispiel reH HIvje'lIjDaq 'Iwghargh Datu'jaj. Mögest du immer einen Blutwurm in deinem Glas haben.

Auf Wiedersehen

Genauso wie sich Klingonen nicht begrüßen, so verabschieden sie sich nicht. Wer fertig ist, geht einfach. Aber auch hier gibt es eine Lösung, die im Kinofilm als auch in den Serien öfter zu hören war: Qapla'. Hier kann man im Grunde nicht viel falsch machen, außer dass man einen leichten terranischen Akzent hat wenn man es einfach nur als "Kaplah" ausspricht. Wer es genau wissen möchte:

  1. der Buchstabe Q wird sehr rauh gesprochen, wie K+R gleichzeitig.
  2. die zwei silben müssen getrennt, mit einer kurzen Pause gesprochen werden: Es ist [KRAPP-LA] und nicht [kra-pla]. Es gibt kein "pl" im Klingonischen.
  3. Das Wort endet abrupt und nicht langgezogen, also nicht [KRAPP-LAAAH].
Zuletzt sollte man sich aber die Bedeutung des Wortes gut merken. Qapla' bedeutet Erfolg. Es ist als Begrüßung also komplett unbrauchbar. Als Abschied könnte man es höchstens in dem Sinne verwenden, so wie ich jetzt dem Leser viel Qapla' beim Lernen wünsche. Eine Floskel zur Verab­schiedung ist für Klingonen unnötig. Man wird es merken, wenn der Artikel zu Ende ist.

Dieser Artikel erschien erstmals 2012 im Corona-Magazin, dem umfassendsten Phantastik-Magazin seit 1997, welches seit 2021 unter dem Namen Phantastika vertrieben, und 2022 eingestellt wurde.

Weiterlesen?

Zu diesem und vielen ähnlichen Themen gibt es nun das passende Buch: Kauderwelsch: Klingonisch Wort für Wort. Aufgebaut in einzelnen, nach Themen sortierten Kapiteln, wie Arztbesuch, im Restaurant oder auch klingonische Dialoge für Conventions.

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ÜBER DEN AUTOR

Lieven L. Litaer ist Klingonischexperte, Autor, Gründer des Deutschen Klingonisch-Instituts und weltweit bekannt als der Klingonischlehrer überhaupt. Mehr Informationen darüber gibt es auf seiner Seite www.lieven-litaer.de

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